Tag des Waldes, OGA Brig

Ich betrachte es als eine grosse Ehre, dass ich mich im schmucken Stockalperhof als Präsident des Staatsrates zur Eröffnung der OGA an Sie wenden darf. Die Gelegenheit ist günstig, eine Brücke zu schlagen zur wirtschaftlichen Situation im Wallis, speziell zu derjenigen im Oberwallis. Darum freut es mich ausserordentlich, als Vorsteher des Departements für Verkehr, Bau und Umwelt sowie stellvertretend für meine Staatsratskollegen hier in Brig zum Tag des Waldes an der OGA 2003 ein Plädoyer an Sie richten zu dürfen. Während meinen Fahrten durch den ganzen Kanton bin ich immer wieder erstaunt über den prägenden Charakter des Waldes auf das Landschaftsbild des Rhonetales und seiner Seitentäler: zu erwähnen ist die Passage durch den Pfynwald, die in den unteren Lagen stockenden Laubwälder, und die höher liegenden Nadelwälder, die vor allem im Herbst durch die goldig glänzenden Lärchen einen einmaligen Reiz vorzeigen. Lernen wir unseren Wald näher kennen: Der Walliser Wald bedeckt rund ein Viertel oder 120`000 ha unserer Kantonsfläche. Er ist wesentlicher Bestandteil unserer Umwelt, wird aber oft in seinem Wert unterschätzt und seine vielseitigen Funktionen sind nur unzureichend bekannt. Der Wald gilt als Synonym für Ruhe und bietet einen idealen Platz für ausgedehnte Spaziergänge und für die Erholung. Unsere Wälder sind auch ein Refugium für viele Tiere und zahlreiche Pflanzenarten. Der Wald ist aber auch ein wichtiger Zweig unserer Wirtschaft. Einige 100`000 m3 Holz werden jährlich in unserem Kanton verarbeitet. Der Sektor Wald und Holz beschäftigt mehr als 3`000 Personen und weist eine Wertschöpfung von Fr. 520 Mio. pro Jahr auf. Die Hauptfunktion unseres Waldes ist aber seine Schutzfunktion. Zwei Drittel der Waldfläche beschützen bewohnte Gebiete, Strassen, Eisenbahnlinien und andere wichtige Infrastrukturen. Diese Schutzfunktion wird immer wichtiger wegen der Zunahme des Verkehrs und der Bevölkerung aber auch des Tourismus. Das bringt mit sich, dass der Wald regelmässig gepflegt werden muss, damit er den vielseitigen Ansprüchen, die an ihn gestellt werden, gerecht werden kann. Eine gute Überwachung des Gesundheitszustandes der Bäume ist entscheidend, damit der Schutzwald nicht durch Borkenkäferkalamitäten oder andere natürliche Ereignisse zerstört werden kann. Man erinnere sich an folgende Ereignisse: den Sturm "Vivian", welcher 1990 rund 590`000 m3 Holz geworfen und dadurch 3`000 ha Waldfläche zerstört hat, oder "Lothar", der 1999 in unserem Kanton rund 65`000 m3 Holz bzw. 250 ha Waldfläche zerstörte. Weiter zu erwähnen sind der Lawinenwinter 1999 sowie aktuell der Waldbrand in Leuk, bei welchem in einem Ereignis 350 ha Waldfläche verbrannte! Interessant zu wissen, das jährliche Arbeitsvolumen, welches in den Walliser Wäldern umgesetzt wird, beträgt rund Fr. 20 Mio., was ungefähr 1`300 ha behandelter Waldfläche entspricht. Zusätzlich werden mehr als Fr. 20 Mio. in Massnahmen gegen Steinschlag, Lawinen und andere Naturgefahren investiert. Bedenkt man - früher war die Pflege unserer Wälder noch selbsttragend. Die Aufwendungen für die Holzerei und den Transport konnten mit dem Erlös gedeckt werden. Heute ist diese Kostendeckung nicht mehr möglich. Während der Erlös aus dem Holzverkauf stagniert und real sogar gesunken ist, sind sowohl Personal- als auch Maschinenkosten enorm gestiegen. Heute kann in unseren Schutzwäldern nur noch rund ¼ der Kosten durch den Holzverkauf gedeckt werden. Die Waldpflege verlangt dadurch nach finanzieller Unterstützung der öffentlichen Hand. Die Bundesverfassung besagt, der Bund habe dafür zu sorgen, dass unsere Wälder ihre Sozial-, Wirtschafts- und Schutzfunktionen erfüllen können. Basierend auf seiner Verfassung unterstützt uns der Bund jährlich mit Fr. 30 Mio. Es bahnt sich jedoch eine Katastrophe an: Die aktuell geplante Sparübung des Bundes sieht vor, die bisherigen Bundessubventionen für forstliche Projekte im Wallis um jährlich Fr. 7,1 Mio. zu reduzieren (das heisst weniger vierundzwanzig Prozent)! Rund Fr. 4 Mio. der jährlichen Reduktion fallen auf die Pflege unserer Wälder und Fr. 3 Mio. auf die Errichtung von Schutzbauten gegen Naturgefahren. Solch unverhältnismässige Sparübungen gefährden die Erhaltung unserer Schutzwälder. Mehr noch: diese kurzsichtige Denkweise gefährdet langfristig unsere Existenz! Aus diesem Grund hat der Staatsrat sowohl bei Hrn. Bundesrat M. Leuenberger interveniert, als auch die politischen Vertreter unseres Kantons in Bern aufgefordert, sich gegen diese Budgetkürzungen einzusetzen. Wir können es uns schlichtweg nicht leisten, unsere Wälder zu vernachlässigen. Das Wallis ohne Wald ist wie ein Haus ohne Dach! Waldverlust ist ein Verlust an Lebensqualität, ja ein Verlust an Leben. Was nun die Ausstellung selbst anbelangt und wie es sich für eine Gewerbeausstellung mit einer Sonderschau "Wald" gehört, soll den Besuchern aufgezeigt werden, wie das "Forstgewerbe" heute funktioniert. Zu diesem Zweck hat der Waldwirtschaft Verband Oberwallis zusammen mit dem Oberwalliser Forstverein eine interessante Ausstellung gestaltet. Deren Ziel ist es, die Bevölkerung über die vielfältigen Waldfunktionen zu informieren und sie für die Probleme des Waldes zu sensibilisieren. Ausserdem werden die verschiedenen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten der Forstberufe dargestellt. Ich lade Sie ein, diese Ausstellung zu besuchen und möchte Sie daran erinnern: Um unsere Zukunft zu sichern, müssen wir die Zukunft unserer Wälder sichern! Ich schliesse hiermit mit meinen besten Wünschen für ein erfolgreiches Gelingen der OGA 2003 und der Oberwalliser Wirtschaft.
Retour