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Vortrag von Herrn Staatsrat Jean-Jacques Rey-Bellet anlässlich der Generalversammlung
des VOV Vereinigung Oberwalliser Verkehr und Tourismus Raron 26-04-2002 In Verkehrsfragen
ist die Oberwalliser Aktualität reich an wichtigen Themen. Ich muss mich darauf
beschränken, Ihnen anfangs dieser Versammlung vier grundlegende aktuelle Punkte
darzulegen. 1. Zum Thema AlpTransit - Lötschberg/Simplon kann ich folgendes sagen:
· Die Eröffnung bleibt für 2007 programmiert. · Bis dahin sind noch folgende Arbeiten
zu genehmigen : die Lärmschutzvorrichtungen, die Nebenanlagen und vor allem die
Anpassung des Bahnhofs Visp und die Vollendung der Arbeiten am Bahnhof Brig. ·
Die Optimierung des Betriebs für Personenverkehr und Gütertransport wird studiert
zwischen SBB, BLS und den Kantonen der Westschweiz, die in der Interessengemeinschaft
Simplon-Lötschberg (CISL) vereinigt sind. 2. Nun zum Thema Autoverlad am Simplon:
· Die Ausschreibung (1999/2000), worauf die BLS eine Offerte eingereicht hat,
belässt ungedeckte Kosten von jährlich mehr als 3 Millionen für die Wiedereinführung
dieser Dienstleistung im Stundentakt. · In Anbetracht dieser Situation und unter
Berücksichtigung der ungenügenden Kapazität zwischen Iselle und Domodossola, hat
der Kanton Wallis Herrn Bundesrat Moritz Leuenberger eine andere Lösung vorgeschlagen.
Es geht vor allem um folgendes : - Zwischen Brig und Iselle ein gemischter Pendelzug,
das heisst für Bahnreisende und Autoverlad - Der Regionalverkehr zwischen Iselle
und Domodossola erfolgt mit Autobussen. Diese Lösung würde folgende Vorteile aufzeigen
: - Eine bessere Erschliessung der italienischen Ortschaften von Iselle, Varzo
und Preglia, - Die Einsparung von etwa 30 Trassen pro Tag zugunsten des Langstreckenverkehrs
von Personen und Gütern auf einer Strecke von geringer Kapazität sowie im Simplontunnel,
- Einen kostengünstigen Autoverlad : die Betriebskosten und die Kosten der Trasses
würden geteilt mit dem regionalen Personenverkehr, der von Bund und Kanton bereits
mit ca. 2,2 Millionen Franken entschädigt wird. - Kalender / Programm : Die für
Ende März angesagte Stellungnahme der SBB wird für Ende April erwartet. Auf Grund
dieses Berichts wird eine Projektgruppe erstellt werden. Sie wird bestehen aus
Vertretern der italienischen und der schweizerischen Behörden, den SBB und der
BLS sowie dem Kanton Wallis, und wird den Auftrag haben, das Projekt zu realisieren,
insofern seine Machbarkeit erwiesen ist, was unserer Überzeugung entspricht. 3.
Kommen wir nun zur Nationalstrasse A9: · Zur Zeit sind 3 von 5 Teilstrecken der
Oberwalliser Nationalstrasse rechtskräftig genehmigt. Die Teilstrecke zwischen
Brig und Visp wird diesen Herbst in Betrieb genommen. · Prof. Ph. Bovy hat für
die letzte Teilstrecke, deren allgemeine Linienführung noch umstritten ist, nämlich
diejenige von Raron, eine Expertise durchgeführt. Diese hat es dem Staatsrat ermöglicht,
sich im Einvernehmen mit den Gemeinden zugunsten der Nordvariante zu entscheiden.
Am selben Tag hat der Staatsrat die Umfahrung von Visp genehmigt, und zwar mit
Korrekturen in Bezug auf den Lärmschutz. Diese einstimmig gefassten Beschlüsse
sollten es uns erlauben, auf der gesamten Strecke zwischen Siders und Brig vorwärts
zu machen. · Die Koordination zwischen den Projekten AlpTransit, A9, Dritte Rohnekorrektion
und Restrukturierung des Flugplatzes von Raron werden im Raume Raron - Visp Gegenstand
eines Landschaftsentwicklungskonzepts (LEK) bilden. Die Grundlagen dazu sind von
den kantonalen Dienststellen zusammengestellt worden. Die Ausarbeitung des LEK`s
wird einer Arbeitsgruppe übertragen, die aus Vertretern des Kantons, der betroffenen
Gemeinden, Regionen und Umwelt-Verbänden bestehen wird. 4. Last, but not least
zum Schwerverkehr durch die Alpen Drei Jahre nach dem Unglück im Mont-Blanc -
Tunnel wird erwartet, dass die Lastwagen ab Mitte Mai in diesem Tunnel wieder
im alternierenden Verkehr fahren werden. Zwei Monate nach dem Unfall im Gotthardtunnel
konnte am 22. Dezember 2001 für den Schwerverkehr ein alternierendes Verkehrssystem
eingeführt werden. Dies geschah mit Hilfe von Dosierungsmassnahmen, die an den
Zöllen von Basel und Chiasso koordiniert wurden. In der Folge dieses Unfalls und
im Rahmen der Dosierung ist die Mithilfe des Kantons Wallis angefordert worden.
Es wird hier daran erinnert, dass die Stellung des Kantons Wallis immer die Aufwertung
und die Optimierung des Schienenverkers befürwortet hat. Wir sind überzeugt, dass
ergänzende Massnahmen noch möglich sind, speziell eine bessere Ausnützung der
Huckepack-Korridore tagsüber. Ein Teil des Verkehrs wird allerdings weiterhin
die Strasse benützen. Die Wiedereröffnung des Mont-Blanc wird auch unter dem Gesichtspunkt
der Notwendigkeit einer besseren Verteilung des Verkehrs erwartet. Nach der Schliessung
des Gotthards und der Einführung der Dosierung hat die Koordinationsstelle des
Bundes, im Einvernehmen mit den kantonalen Behörden, die Möglichkeit von täglich
maximal 600 Lastwagen am Simplon und 700 Lastwagen am Gd-St.Bernard festgelegt.
Während der Schliessung des Gotthards erreichte der durchschnittliche Tagesverkehr
an Werktagen am Simplon 300 Lastwagen und 350 am Gd-St.Bernard, also etwa die
Hälfte der angenommenen maximalen Kapazität. Nach der Wiedereröffnung des Gotthards
und der Einführung der Dosierung und des alternierenden Verkehrs wurden in den
Monaten Januar und Februar am Simplon täglich durchschnittlich 200 und am Gd-St-Bernard
300 Lastwagen gezählt. Ab Mitte März wurden wegen Verkehrsüberlastung am Gotthard
und am San Bernardino "rote Phasen" eingeführt, speziell wenn südlich von Chiasso
besondere wichtige Ereignisse stattfanden. Dies hat eine Verlagerung des Schwerverkehrs
auf die Achsen des Simplon und des Gd-St-Bernard zur Folge gehabt. Im März erreichte
der Schwerverkehr an Werktagen im Tagesdurchschnitt am Simplon 380 Fahrzeuge.
Am 14. März wurde mit 720 Lastwagen die maximale Kapazität von 600 überschritten
(wegen eines Streiks der Camionneure am Gotthard). In den 20 ersten Tagen des
Monats April wurde am Simplon das Maximum von 600 Lastwagen pro Tag 4 mal überschritten,
mit einem Rekord von 923 Lastwagen am 17. April 2002 (anlässlich des Generalstreiks
in Italien). An jenem Tag wurde zum ersten Mal am Gd-St-Bernard und am Simplon
eine Dosierung eingeführt. Die Lastwagen mussten auf Parkplätzen in der Talebene
warten. Die Überschreitung dieser Werte ist nicht akzeptabel. Darüber muss mit
den Behörden des Bundes eine neue Koordination stattfinden. Eine Neudefinition
der Maximalwerte ist auch notwendig während des Sommerverkehrs, um in Visp einen
Verkehrszusammenbruch zu vermeiden. Weitere Massnahmen, wie das Verbot von Transport
von gefährlichen Stoffen, sind vorgesehen. Zu vermerken ist noch, dass am Gd-St-Bernard
der Maximalwert von 700 Lastwagen bis jetzt nie überschritten wurde. Die Erklärung
liegt in der hemmenden Wirkung der Gebühren, die für die Benützung des Tunnels
und der italienischen Autobahnen zu bezahlen sind. Zum Abschluss ist zu unterstreichen,
dass der Kanton Wallis die Politik des Bundes für eine signifikante Verlagerung
des Verkehrs von der Strasse auf die Schiene unterstützt. Die jetzigen Massnahmen
gehen in diese Richtung; als Ergänzung dazu müssen jedoch unbedingt von Seiten
der Schiene rasch eine erhöhte Kapazität und attraktive Angebote zur Verfügung
gestellt werden. Die Linien vom Lötschberg und vom Simplon müssen unbedingt optimiert
werden und an der Lösung dieses Problems mitwirken. Es geht insbesondere darum,
die Simplonlinie in Richtung Frankreich über Vallorbe aufzuwerten, den progressiven
Ausbau des NEAT-Tunnels auf Doppelspur zu optimieren, und die Kapazitäten auf
der gesamten Achse Basel - Novara, respektive Mailand, zu erhöhen. Langfristig
verfolgt der Kanton dieses Ziel. Neue Kapazitäten müssen geprüft werden. Unter
diesem Blickwinkel besteht die Möglichkeit einer ergänzenden europäischen Eisenbahnlinie
unter dem Gd-St-Bernard. Im Bereich des Transports fehlt es also nicht an Problemen
und Projekten; die Vereinigung VOV befasst sich zu Recht mit ihnen, geht es doch
um die Zukunft des Wallis, um unsere Zukunft. Jean-Jacques Rey-Bellet, Staatsrat
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