Eröffnung Autobahn A9 Visp-Brig 25.10.02

Rede von Herrn Staatsrat Jean-Jacques Rey-Bellet A9 Visp - Brig Eröffnung vom 25. Oktober 2002 Im Namen der Walliser Regierung ist es für mich heute eine besondere Freude und Ehre, sie alle hier im Werkhof Brig-Glis zur Eröffnung der ersten Oberwalliser Strecke der Rhoneautobahn A9 begrüssen zu dürfen und willkommen zu heissen. Johannes der Täufer hat in der Wüste gepredigt: Bereitet den Weg des Herrn, ebnet ihm die Strassen. Jeder Berg und Hügel soll sich senken, was krumm ist soll gerade werden, jede Schlucht soll aufgefüllt werden. Alles was uneben ist soll zu ebenem Weg werden, und alle werden das Heil sehen. Johannes der Täufer lebte in der Wüste. Hier, zwischen Grosshüs und Kreisel Gamsen, auf einer kurzen Strecke von zirka 3 km und auf engstem Raume, war die Aufgabe nicht so leicht. Was da an Kunstbauten entstand ist wohl einmalig im Autobahnbau. Eine neue Kantonsstrasse, Brücken, Tunnels, die beiden Betriebszentralen, bestens in die Tunnelportale integriert, Lärmschutzwände, Betriebsgebäude, Kreisel, Biotope, Durchlass Gamsa und Gamsakorrektion, sowie Betriebsgebäude und Werkhof. Wir befinden uns jetzt präzise beim genannten Werkhof Brig-Glis. Hier sind die Werkstätten und Büros der Kantonsstrassen und der Nationalstrasse, sowie diejenigen der Forstdienste, vereinigt.. Dabei sind die Schwerpunkte die Kommunikation, die Rationalisation, und die Zusammenarbeit im internen Bereich, aber auch und besonders mit den Regionen und den Gemeinden. Mit den bisher bestehenden Werkhöfen von "Indivis" in Charrat, und von "Ronquoz" in Sitten, wird auch vorgezeigt, wie mein Departement nahe bei den Benützern sein will. Es weist auf die zukünftige Organisation der Dienststelle für Strassen und Flussbau hin, wenn in zehn Jahren die Nationalstrasse fertig gebaut sein wird. Der Werkhof stellt eine architektonisch und funktionell optimale Lösung dar. Er ist zum Teil mit einheimischem Lärchenholz verkleidet. Aus demselben Holz besteht übrigens eine der Lärmschutzwände der neuen Autobahnteilstrecke. Das Betriebsgebäude ist in seiner Art schlicht und einfach. Zusammen betrachtet gleichen Betriebsgebäude und Werkhof der Natur unseres Kantons : dem Wallis der Gesteine und dem Wallis der Wälder. Die heutige Strasseneröffnung bedeutet auch die Vollendung der grossen Strassenbauarbeiten im Raum Brig-Glis-Naters. Hier sind nun die Verkehrsprobleme gelöst. Die Bestandteile der Lösung sind in den letzten zwanzig Jahren Stück um Stück zusammengetragen und realisiert worden : Simplonstrasse, Umfahrung Brig-Naters. Heute sind nun die Zufahrten zum Simplonpass einerseits, zum Goms und den dortigen Alpenpässen Grimsel, Furka und Nufenen andererseits, so realisiert dass die Schönheit der Stadt Brig voll bewahrt ist und der umstrukturierte Innerortsverkehr gut funktioniert. Bei der neuen Kantonsstrasse ist es wie bei gewissen Politikern: ein bisschen nach links, ein bisschen nach rechts. Doch am Ende kommt man immer ans Ziel. Spass beiseite : die Autobahn braucht prioritär eine flüssige und tief gelagerte Linienführung ; bei der Kantonsstrasse können eher eine mehr bewegliche Linienführung sowie der Bau auf dem schwierigem Untergrund der Lonza-Deponie in Kauf genommen werden. Die Brücken sind allesamt Kunstwerke. Ich will mich nicht zur Farbe der Brücke nach Brigerbad äussern : jemand könnte finden, man habe eine Partei zu stark begünstigt, oder die andern, die Schwarzen, die Gelben, die Roten oder die Grünen benachteiligt! Die vier letzteren können sich trösten : in ein paar Jahren wird das starke Blau langsam in ein sanftes Blau übergehen. Die beiden Tunnels sind die Hauptwerke dieser Teilstrecke; sie sind mit grosser Rücksicht auf die Landschaft von Gamsen gebaut worden. Sie sind ausgerüstet mit praktisch allem, was den neuesten Sicherheitsvorkehrungen entspricht. Eine Lärmschutzwand besteht, wie bereits erwähnt, aus einheimischem Lärchenholz. Die andere, ein Novum im schweizerischen Autobahnbau, aus Steinkörben. Der Kanton Wallis ist bekanntlich steinreich. Diese Steinmauern mögen vielleicht auch daran erinnern, dass im Wallis viele Trockenmauern die Landschaft prägen. Böse Zungen haben behauptet, das neue Teilstück sei nutzlos... Die Autobahn A9 gleicht einem Puzzle. Die einzelnen Steine können nur gesetzt werden, wenn dies auch möglich ist. Eine Autobahn ist für die Bevölkerung nur interessant, wenn sie einmal gebaut ist. Verlängerte Projektierungsphasen sind einzig und allein für die Planer interessant. Tatsache ist, dass dieses Teilstück dem Problem der Umfahrung von Visp keine Lösung bringt. Hätte man deshalb hier in Brig mit dem Bau abwarten sollen, bis auch die Umfahrung Visp gebaut werden konnte ? Hätte man die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel nicht nutzen, und abwarten sollen, bis kein Geld mehr zur Verfügung gestanden hätte ? Ein französisches Sprichwort sagt :"Ce qui est fait n’est plus à faire", auf Deutsch : "Was gemacht ist, ist gemacht". Ich bin mehr als froh, dass dieses Teilstück gebaut ist. So können alle zukünftig verfügbaren Mittel für die Umfahrung Visp eingesetzt werden. Zudem wehren wir uns entschieden gegen Gedanken an Kreditkürzungen und das "Einfrieren" von neuen Teilstrecken in Gampel, Raron und Visp. Wir fordern die vollständige Nutzung der vorhandenen für den Strassenbau reservierten Mittel aus den Treibstoffabgaben. Ganz besonders kräftig wehren wir uns gegen eine Zweckentfremdung der Rückstellung bei der Spezialfinanzierung, welche heute mehr als 3,5 Milliarden Franken beträgt. Trotz der bestehenden Polemik laufen die Verfahren in den zwei noch nicht vollständig genehmigten Teilstrecken entsprechend den politisch gefällten Entscheiden auf allen Stufen weiter. Die Tatsache, dass am vergangenen 11. Oktober - also vor genau zwei Wochen - die Oeffentlich-rechtliche Abteilung des Kantonsgerichts den Beschwerden im Raume Visp die aufschiebende Wirkung entzogen hat, bestätigt die Richtigkeit des Vorgehens der Exekutive. Der Baubeginn und später die Eröffnung der Teilstrecke von Visp hängen nun von der Bewilligung durch das Eidgenössische Departement UVEK ab. Von den Bundesbehörden, UVEK und ASTRA, erwartet das Wallis, das ganze Wallis, eine pragmatische Behandlung dieses Dossiers. Der Staatsrat seinerseits ist entschlossen, alles für einen baldigen Baubeginn der Tunnels in Visp zu unternehmen; dies unter Offenhaltung der Möglichkeit von zwar kaum wahrscheinlichen, aber juristisch immerhin nicht unmöglichen Aenderungen bei der Teilstrecke Raron. Er tut dies durch die entsprechende Ausgestaltung des Bauprogramms. In der Dokumentation, die Ihnen verteilt wird, werden Sie alle Informationen über das heutige neue Teilstück finden. Es wurde im Sinne der nachhaltigen Entwicklung als sicheres, attraktives und umweltgerechtes Werk erstellt. Es ist Herbst 2002. Geerntet wird heute was 1999 gesät wurde, ein kleines Stück Autobahn, das erste, im Oberwallis. Kurz heisst nicht unbedeutend: dieses Teilstück ist ein wichtiges Werk für die Region Brig, wie auch für die gesamte in Ausführung stehende Oberwalliser Autobahn. Mein Dank geht an alle die auf irgendeine Art und Weise an diesem Werk beteiligt waren. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
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