Plattenleger GV / AG carreleurs, Ausserberg

Alle Branchen des Baugewerbes haben die Konjunktureinbrüche der letzten Jahre zu spüren bekommen. Im Vergleich zur Gesamtschweiz traf es den Kanton Wallis sicher sehr hart. Am besten zeigen dies die Beschäftigungsanteile der Bevölkerung auf dem Bau. Waren es im Kanton Wallis vor ca. 10 Jahren noch um die 18% gegenüber der Gesamtschweiz mit 12%, so reduzierte sich unser Anteil um nicht weniger als ein 1/3 auf ca. 12%, gesamtschweizerisch blieb der Baubeschäftigungsgrad auf ca. 11% stehen. Diese Reduktion traf sicher viele Unternehmen und nicht zuletzt all die damit in Zusammenhang stehenden beschäftigten Mitarbeiter sehr hart. Ohne das oft missbrauchte Wort der "Gesundschrumpfung" zu stark in den Vordergrund zu stellen, darf diese Reduktion aber trotzdem als eine akzeptierbare Annäherung an das schweizerische Mittel betrachtet werden. Die Plattenlegerunternehmen und ähnlich strukturierte KMUs haben übrigens diesbezüglich auch sinnvoll reagiert. Sie nahmen Restrukturierungen innerhalb der eigenen Firma vor, so dass die Anzahl der Unternehmen weitgehend erhalten bleiben konnte. Die heute vorzufindenden Kleinunternehmern verstehen es bekanntlich nun auch nicht schlecht, die verbleibenden Möglichkeiten der heutigen Bautätigkeit zu nutzen. Sind doch heute vor allem Kleinaufträge vorhanden, die sich aus der erforderlichen Sanierung der Hochkonjunktur der 70er Jahre ergeben. Denn ein Grossteil der Plattenarbeiten werden in den damals in grosser Zahl erstellten Mehrfamilienhäusern ausgewechselt, sei es aus Gründen allgemeiner Sanierungsbedürfnisse (allgemeine Abnützung, überholte und defekte Bodenheizungssysteme etc.).Aber auch aus der Sicht des fälligen oder häufiger anstehenden Wohnungswechsels und der Modernisierung hat ihr Beruf ein grosser Vorteil. Design, Format und Verlegungsart bei Plattenarbeiten haben geändert und Junge und auch Ältere haben vermehrt einen besseres Verständnis zu einer zeitgemässen Architektur. Letztere ist ihrem Metier durch die Wahl ihrer Plattenmaterialien immer wohlgesinnter. Auch werden Teppichböden aus hygienischen Gründen vermehrt durch Natursteinböden und andere Plattenbeläge ersetzt. Bestimmt kann der Strukturwandel hinsichtlich Firmengrösse auch seine Nachteile haben. Bei allfälligen Grossaufträgen, dürfte ein 2-3 Mannbetrieb bald überfordert sein. Mit Freude habe ich jedoch an öffentlichen Neubauten festgestellt, dass sich ihre Betriebe hinsichtlich Bildung von Konsortien ausgezeichnet zu organisieren wissen. Persönlich darf ich sie zu dieser meines Erachtens sinnvollen Vernetzung in Zukunft weiterhin anspornen. Nicht ausser Acht zu lassen ist bei all den Strukturmassnahmen auch die Garantie des Fortbestandes ihres Metiers. Wenn ich einen Blick auf die Lehrlingssituation der letzten Jahre werfe, scheint mir die Zukunft des Plattenlegers, sei es für unsere Bautätigkeit, oder sei es für die Beibehaltung der Ausbildung innerhalb des Kantons doch etwas gefährdet. Die heutige positive Entwicklung gibt uns die Hoffnung wieder. Zum Schluss noch ein kleiner Rückblick in die Geschichte ihres bald 5000 Jahre alten Berufes. Laut Enzyklopädie wird ihr Beruf mit Mosaik-Platten- und Fliesenleger umschrieben. Wenn wir im Speziellen das Mosaik hervorheben, so finden wir auch in unserem Kanton Zeugen dieses Kunsthandwerks. Im berühmten Mosaik von Massongex haben wir einen Zeugen des ersten Jahrhundert nach Christus, aus der Römerepoche, in unserm Kanton. Bereits 1921 unter dem Dorfplatz entdeckt, wurde es 1953 im Rahmen von archäologischen Untersuchungen über die römischen Thermen freigelegt. Heute ist es vom Kirchplatz aus sichtbar. Das Medaillon ca. 148 x 147 cm gross, schmückte die zentrale Halle der Thermen. Schwarz-weiss Mosaik-Technik sind zwei Athleten in Marmorfliesen abgebildet. Zwischen Ihnen befindet sich die Siegespalme. Der Sportler links, ausgerüstet mit Boxhandschuhen, sicher auf dem Boden stehend, zeigt sich bereit zum Angriff. Sein Vis-à-Vis in kraftvoller Bewegung und mit ungeschützten Händen läst erkennen, dass es sich hier nicht um einen Kampf sondern vielmehr um eine Szene des Trainings handelt. Rechts haben wir den Monitor, bei der Figur links handelt es sich um einen Schüler. Aus diesem Bild lässt sich also nicht nur die Kunstverbundenheit ihres Berufes lesen. Das Mosaik soll auch Abbild einer erwünschten Verträglichkeit unter Kontrahenten sein, ein Nebeneinander ohne Kampf und Zwist. Im Sinne des Bildes können auch ihre Betriebe nicht ohne ein unermüdliches Training und eine stete Weiterbildung fortbestehen. Ihre heute ausgewiesene Aktivität, wie ihr friedliches Zusammensein, hier in Ausserberg, sind der beste Beweis hierfür. Mit der Siegespalme in ihrer Mitte, wünsche ich Ihnen im Namen des Gesamtstaatsrates und meiner Person viel Erfolg in ihrer beruflichen Tätigkeit.
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