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"Steile Gegenden lassen sich nur durch Umwege erklimmen". Mit diesem Satz, der
für das Projekt einer direkten Verbindung von Niedergampel nach Bratsch sehr zutreffend
ist und der aus der Feder von Goethe stammt, möchte ich euch hier alle zum Spatenstich
für das letzte Teilstück willkommen heissen. Dieser Satz von Goethe trifft aus
zwei Gründen für diese Verbindung zu. Zum einen ist die Topographie hier wirklich
steil, dass könnt ihr alle sehen. Zum andern war auch der Weg dieses Projektes
bis zum Spatenstich steil und vor allem sehr steinig. Darum hat es auch lange
gedauert, vom Projektierungsbeginn bis zum heutigen Tag. Der heutige Tag wird
sicher als ein freudiges Ereignis in die Geschichte der Gemeinde Bratsch eingehen.
Die Gemeinde Bratsch und die Region Leuk verlangten seit langem mit Vehemenz den
Bau einer Verbindungsstrasse zwischen Niedergampel und Bratsch. Der Staatsrat
hat bereits vor mehr als 20 Jahren das Bedürfnis anerkannt und im April 1978 dem
Grossen Rat einen Dekretsentwurf vorgelegt. Der Grosse Rat hat dann im November
1978 in zweiter Lesung diesen Beschluss gutgeheissen. Darin ist festgelegt, dass
die Arbeiten nur dann in Angriff genommen werden, wenn sie in dem vom Staatsrat
aufgestellten Strassenprogramm enthalten sind und es die Budget-Verfügbarkeit
des Staates erlauben. Leider war dies lange Zeit nicht der Fall, so dass sich
die Ausführung ziemlich verzögert hat. Mit dem Bau des ersten Teilstückes der
Strasse wurde 1988 begonnen. Es umfasste das Teilstück vom Dorf Bratsch bis in
das Gebiet Biela, die Strasse, die wir vorhin heruntergefahren sind. Die 2,8 km
dieser Strecke wurden mit der finanziellen Unterstützung des Meliorationsamtes
von der Forstgruppe der Leuker Sonnenberge realisiert. Für das zweite Teilstück
wurden anfangs der 90-er Jahre verschiedene Varianten geprüft und auf die Machbarkeit
untersucht. Man wählte damals eine Variante, deren Linienführung östlicher der
heutigen Lösung verlief und im Bereich Burketen an die bestehende Strasse anschloss.
Obwohl der Staatsrat im November 1993 die Plangenehmigung erlassen hat, war diesem
Projekt kein Erfolg beschieden. Sehr viele Einsprachen und nicht zuletzt die Uneinigkeit
unter der Dorfbevölkerung waren die Gründe dieses Misserfolges. Dies führte mich
dazu, ab 1997 die Erarbeitung einer besseren Variante wieder aufzunehmen. Insgesamt
wurden 7 Varianten ausgearbeitet und geprüft. In dieser Phase wurde intensiv mit
allen Beteiligten und Interessierten zusammengearbeitet. Zu den verschiedenen
Varianten haben in der Folge das BUWAL, die involvierten kantonalen Dienststellen
sowie die Umweltorganisationen ihre Stellungnahmen abgegeben. Anschliessend an
diese sehr intensive Projektierungsphase hat mein Departement zusammen mit der
Gemeindeverwaltung am 30. August 1999 sich dann für die nun vorliegende Lösung
entschieden. Nach diesem Variantenentscheid ist das Auflageprojekt ausgearbeitet
worden. Diese Strasse führt durch ein landschaftlich sehr wertvolles Gebiet. Es
versteht sich von selbst, dass der Neubau dieser Strasse einen Eingriff in die
Landschaft unumgänglich macht. Deshalb wurde auch den Anliegen der Umwelt soweit
als möglich Rechnung getragen. So wird unter anderem, der als sehr wertvoll eingestufte
Getwinghubel mit einem Tunnel durchquert und damit die Landschaft geschont. Für
die restlichen Eingriffe sind umfangreiche Kompensationsmassnahmen vorgesehen.
Im September 2000 wurde das Projekt öffentlich aufgelegt. Während dieser Auflage
sind nur 4 Einsprachen eingegangen. Dies gilt als Beweis und Resultat einer qualitätsbewussten
Vorbereitungsarbeit. Teilweise konnten diese Einsprachen in den Verhandlungen
erledigt werden. Am 30. Januar 2002 hat dann der Staatsrat die Plangenehmigungsverfügung
für dieses Projekt erlassen. Gegen diesen Entscheid sind keine Beschwerden an
das Kantonsgericht eingereicht worden. Wunderbar ! Anschliessend wurde für den
ersten Teil das Ausführungsprojekt erstellt und die Baumeisterarbeiten ausgeschrieben
und vergeben. Somit steht nun der Realisierung dieser für das Dorf Bratsch sehr
wichtige Verbindung nichts mehr im Wege. Warum ist das für das Dorf Bratsch wichtig?
Die Gemeinde ist aufgrund der heutigen Verkehrserschliessung faktisch zweigeteilt.
Wer von Niedergampel oder Getwing in der Talebene ins Dorf Bratsch gelangen will,
oder umgekehrt, muss pro Fahrt den 19 km langen Umweg über Leuk in Kauf nehmen.
Für die Dorfbevölkerung aller Altersstufen ist dies zeitraubend, mühsam und aufwendig.
Die Dorfschaften im Tal und jene am Berg führen heute quasi ein Eigenleben. Es
besteht nur ein sehr loses Beziehungsnetz. Vor allem leiden die Kontakte der Kinder,
der Jugendlichen ja der ganzen Bevölkerung darunter. Ein Vereinsleben, welches
die gesamte Bevölkerung der Gemeinde Bratsch einbezieht, ist heute nicht möglich.
Dies gilt auch für andere Bereiche des öffentlichen Lebens. Einige der Infrastrukturanlagen
müssen heute doppelt geführt werden, was die Gemeindekasse unverhältnismässig
belastet. Ich hoffe, dass nun mit diesem Projekt der direkten Verbindung zwischen
Niedergampel und Bratsch, viele der heutigen Probleme gelöst und andere erheblich
gemildert werden können. Es geht nun darum diese Bauarbeiten rasch möglichst zu
realisieren. Dabei ist es klar, dass die notwendigen finanziellen Mittel des Kantons,
aber auch der interessierten Gemeinden dazu bereitgestellt werden müssen. Dazu
ist die Hilfe der schweizerischen Patenschaft für Berggemeinden wesentlich: ich
danke ihr für ihre Geduld und ihre sofortige Unterstützung. Den projektierenden
Ingenieurbüros, den Unternehmungen und der Bauleitung und allen andern am Bau
Beteiligten, wünsche ich viel Erfolg und eine unfallfreie Realisierung dieses
Bauwerkes. Dieses Projekt beinhaltet auch einen Tunnel. Bei den Tunnelbauern ist
es üblich, dass am Tunnelportal die Statue der heiligen Barbara, Schutzpatronin
der Mineure aufgestellt wird. Bis es jedoch so weit ist, wird noch einige Zeit
vergehen. Ich hoffe sie dann wieder an dieser kleinen aber wichtigen Feier begrüssen
zu dürfen. Ich sage auf Wiedersehen bei der Einsetzung der heiligen Barbara...
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